Überblick
Lavandula angustifolia MILL.
Lamiaceae
Lavandula fragrans SALSIB., Lavandula officinalis CHAIX, Lavandula spica L., Lavandula vera var. angustifolia (GING.) BRIQ., Lavandula vulgaris LAM.
dt.: Kleiner Speik, Lavander
engl.: Lavender
frazn.: Lavande vraie
[6]
Lavandulae flos – Die getrockneten Blüten von Lavandula angustifolia MILL. Die blauen, bilabiale Blütenkrone besteht aus einer 2-lappigen Oberlippe und einer 3-lappigen Unterlippe sowie aus 4 Staubblättern mit eiförmigen Antheren. Der Gehalt der Blüten an ätherischem Öl muss mindestens 13 ml/kg, berechnet auf die wasserfreie Droge, betragen. [6]

 

Definition der Droge

Lavendelöl ist das durch Wasserdampfdestillation aus den Blütenständen von Lavandula angustifolia MILL. (Lavandula officinalis CHAIX) gewonnene ätherische Öl. Es ist eine klare, farblose oder blassgelbe Flüssigkeit mit komplexem Geruch, der an Linalylacetat erinnert. [6]

Allgemeines

Der Echte Lavendel, Lavandula angustifolia, ist eine Wärme liebende Pflanze und daher vor allem im Mittelmeergebiet beheimatet, von dem aus er sich über die Küstenregionen in ganz Südeuropa verbreitete und bereits früh in großem Umfang kultiviert wurde. Er wächst ab einer Höhe von 600 m an kalkhaltigen, sonnigen Gebirgshängen von Griechenland bis in die Toskana Italiens, aber auch im westlichen Mittelmeergebiet in Spanien und Frankreich ist er heimisch. Es wird vermutet, dass Benediktiner-Mönche die beliebte Pflanze auch nördlich der Alpen eingeführt haben. So verbreitete sie sich in Österreich, Bulgarien, den Ost-Ägäischen Inseln, der Krim, Tunesien, New York, Venezuela, Vermont und dem West Himalaya. [1] In tieferen Lagen kommt es zu einer Kreuzung von Lavandula angustifolia mit dem Großen Speik, Lavandula latifolia, woraus der weit verbreitete Lavandin, Lavandula x intermedia, entstand. Die sterile Hybride Lavandin wurde vor allem als Rohmaterial für die Kosmetikindustrie zur Gewinnung ätherischer Öle gezüchtet, da bei ihr die Ausbeute des Öles fünfmal höher sein kann als bei Lavandula angustifolia. Das aus Lavandula angustifolia gewonnene ätherische Öl hat auf Grund seiner beruhigenden, antidepressiven Wirkung verschiedene medizinische Anwendungen, während das aus Lavanduala x intermedia isolierte Öl hauptsächlich für die Herstellung von Parfüms und Seife verwendet wird. [2] Der Name „Lavandula“ leitet sich wahrscheinlich vom lateinischen „lavare“ für waschen ab, da man die wohlriechende Pflanze schon früher gerne als Zusatz ins Badewasser gab. Auch eine Ableitung des Wortes „levare“ wäre denkbar, was so viel wie erleichtern oder abwehren bedeutet, denn die Römer verwendeten Lavendel unter anderem als Räucherwerk bei verschiedenen Zeremonien und ihre Soldaten rieben sich vor der Schlacht mit ihm ein, um Verwundungen vorzubeugen. Der Duft schenkte ihnen außerdem frischen Mut und Zuversicht, denn das Öl des Lavendels wurde schon in der Antike als betäubend auf die Sensibilität wahrgenommen. In späteren Zeiten wusste man seine leicht narkotisierende, erregungshemmende Wirkung zu schätzen, woraus die Verwendung als Antispasmodikum bei Keuchhustenanafällen und Laryngitis resultierte. Der Duft des Lavendels, geprägt durch dessen ätherische Öle, ist auch ein beliebtes Hilfsmittel gegen Kleidermotten und soll laut Hildegard von Bingen ebenso gegen Kopfläuse wirksam sein. Auch ihre Verwandten, die Blattläuse, sollen durch seinen Geruch, setzt man ihn neben das Rosenbeet, das Weite suchen. In der europäischen Küche wird der getrocknete Lavendel, gerne kombiniert mit Rosmarin als „Herbes de Provence“-Mischung, aber auch die frischen jungen Blätter und die weichen Triebe zum Verfeinern von Fisch, Geflügel und Lammfleisch eingesetzt. [3]

Lavendel soll die Schlafqualität erhöhen, und das nicht nur weil das Öl angeblich auch in der Lage sei Stechmücken effektiv zu vertreiben, sondern durch seine insgesamt sedativen Eigenschaften. Die ätherischen Öle der Lavendelblüten enthalten vorwiegend Monoterpene wie Linalylacetat und Linalool, sie wirken zentral dämpfend und neuroprotektiv, sowie antikonvulsiv und spasmolytisch. Angriffspunkt der Wirkstoffe schien laut früheren Meinungen der GABAA-Rezeptor zu sein, wodurch sich die anxiolytische und antidepressive Wirkungsweise erklärt hätte. Mittlerweile konnten aber neuere Forschungsergebnisse zeigen, dass der Effekt durch Bindung an präsynaptischen Calciumkanälen zustande kommt. [4] Das ätherische Öl wirkt außerdem fungizid und antimikrobiell und wurde schon bei Oberbauchbeschwerden, genauso wie bei Appetitlosigkeit eingesetzt. Bei Neuralgien kommt die Droge in Form eines Spiritus zum Einsatz und auch bei Verspannungen werden die betroffenen Stellen damit eingerieben. Da Lavendelöl sehr hautfreundlich ist, war es bei Verbrennungen und Verbrühungen Mittel der Wahl und konnte unverdünnt auf die Haut aufgetragen werden. Ebenso bei Acne vulgaris, Dermatosen, Furunkeln und Abszessen wurde ein Lavendelbad empfohlen. [4]

 

 

Die Pflanzenmonografie wurde mit freundlicher Genehmigung auf Basis der Diplomarbeit „Arzneipflanzenportraits ausgewählter Arzneidrogen“ (Mag. pharm. Antonia Kresnik) erstellt.

 

References

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Botanik

Abbildung: Der Echte Lavendel.

Der echte Lavendel ist ein zwergwüchsiger, sternförmiger, filziger Strauch. Seine Zweige sind graubraun bis dunkelbraun, mit langen blühenden und kurzen blattragenden Trieben, an denen die Rinde längs abblättert. Die linear bis lanzettlich-linearen Blätter liegen an den Blütentrieben weit auseinander und haben dort eine Größe von 3,5 cm x 3 – 5 mm, an den Blatttrieben sind sie gebündelt und messen weniger als 17 x 2 mm. Die Blätter sind grau, gestielt, filzig behaart und am Grund zu einem sehr kurzen Blattstiel verkürzt, der Blattrand ist ganzrandig umgebogen und die Spitze stumpf. Am Ende der 10 bis 15 cm langen behaarten Stiele sitzen violette kleine Blüten in dichten 6-10-blütigen Quirlen, die eine Scheinähre von ca. 3 (-5) cm bilden. Die Hochblätter sind 5 mm lang, eiförmig, häufig braun bis braunviolett oder violett angelaufen, die Hüllblätter unscheinbar. Der Blütenstiel ist kurz, der Kelch eiförmig bis tubisch gewachsen, außen dicht graublau behaart, 4 – 5 mm lang und 13-nervig. Die Oberlippe ist ganzrandig, die Unterlippe vierzähnig. Die blaue Blumenkrone des Lavendels misst 8 – 10 mm und ist 13-nervig, sie ist außen dicht und filzig behaart, am Grund jedoch unbehaart, am Schlund und an den Gliedern wiederum drüsig behaart. Die beiden Lappen der Oberlippe sind kreisförmig und leicht überlappend, die Unterlippe besteht aus drei gleich großen, rundlich zusammengewachsenen Kronblättern. Die vier Staubblätter sind in der Kronröhre verborgen, vier glatt glänzende Nüsschen bilden die Früchte. [5]

 

Der Lavendel blüht in den Monaten zwischen Juni und September. Die Gattung Lavandula breitete sich von den Kanaren bis nach Vorderindien aus und umfasst laut World Checklist of Selected Plant Families (WCSP) des Royal Botanic Garden in Kew aktuell 41 verschiedene Arten. [7] Verwechslungsgefahr besteht mit dem Großen Speik, auch Breitblättriger Lavendel, Spiklavendel oder Narde genanntem Lavandula latifolia MEDIK. Er kann bis zu einem Meter hoch werden und unterscheidet sich außerdem durch seine verzweigten und recht langen Blütenstiele. [4]

Abbildung: Der Lavandin wächst wild in der Toskana. (Eigene Aufnahme)

Eine natürliche sterile Hybride, die in Spanien, Frankreich und Italien vorkommt, wo sich die beiden Elternteile treffen, ist der Lavandin. Lavandula x intermedia EMERIC EX LOISEL (Lavandula angustifolia x Lavandula latifolia). Er ist ein kräftiger Strauch von 60 – 150 cm Höhe, die Blätter sind linealisch-lanzettlich bis kugelförmig, oft grau gefärbt. Der Blütenstandstiel verzweigt, die Ähre meist locker und gelegentlich unterbrochen. Die Hüllblätter sind im Umriss eiförmig-rhombisch, aber variabel in der genauen Form und Größe, meist 1 – 4 mm lang. Der Kelch ist dreizehnnervig, die Blumenkrone zweiseitig symmetrisch, variabel in der Farbe, meist lila-purpurn bis weiß. Der Lavandin blüht von Ende Juni bis Juli. [2]

 

Vergleich der Inhaltsstoffe des Echten Lavendels und des Lavandins:

Wichtige Inhaltsstoffe im ätherischen Öl Gehalt der Inhaltsstoffe in Prozent
Echter Lavandel Lavandin
Linalylacetat 12 – 54 19 – 26
Linalool 10 – 50 20 – 23
Lavandulol/acetat 0,1 – 14 0,5 – 0,8
1,8-Cineol 2,1 – 3,0 10
Kampfer 0 – 0,2 12

Tabelle: Der unterschiedliche Gehalt der Inhaltsstoffe des ätherischen Öls im Echten Lavendel und seiner Hybride Lavandin. [2]

 

Droge

Zur Gewinnung der Blüten (Lavandulae flos) werden die Scheinquirle von Lavandula angustifolia kurz vor dem Aufblühen abgestreift und getrocknet. In der Droge überwiegen die röhrenförmig-ovalen, blaugrauen Kelche, da die Blumenkronblätter beim Trocknen leicht abfallen. Die Kelchblätter sind gezähnt, vier kurze und ein längeres fünftes, das eine ovale oder herzförmige, kleine Lippe bildet. In der getrockneten Droge sind Kronblätter stark geschrumpft, sie sind zu einer Röhre verwachsen. Sie haben ebenso fünf Teile, drei Unterlippen aus kleineren Lappen und zwei größere aufgerichtete Oberlippen. In ihrer Farbgebung sind sie variabel von tiefblau-grau bis bräunlich. Innerhalb der Blumenkrone befinden sich vier Staubblätter und der oberständige Fruchtknoten. Die Lavendelblüten haben einen intensiven, charakteristischen Geruch durch die Mischung aus Linalylacetat und Linanool. In der Droge dürfen höchstens 3 % Stängelanteil und 2 % Fremdbestandteile sein. [8]

 

Durch Wasserdampfdestillation erhält man aus den Blütenständen das farblose klare Lavendelöl (Lavandulae aetheroleum). Die Hauptnote des komplexen Geruchsbildes von Lavendelöl ist die des Linalylacetats. Die Reinheit des Öles lässt sich mittels Gaschromatographie prüfen, ein Anteil von (S)-(+)-Linaool von über 12 % sowie (S)-(+)-Linalylacetat von über 1 % deutet auf die Beimischung billigerer synthetischer Racemate hin. [6]

 

Verfälschungen mit Blüten naher Verwandter Arten, besonders mit denen des Lavandins, der Hybride aus Lavandula angustifolia MILL. und Lavandula latifolia MEDIK. kommen häufig vor, sind aber makroskopisch und mikroskopisch kaum feststellbar. Erst über eine Analyse des ätherischen Öles erkennt man, am höheren Cineol- und Camphergehalt bei gleichzeitig niedrigerem Linalylacetatgehalt, dass die Blüten nicht vom Echten Lavendel stammen.

Öle mit Estergehalten von unter 30 % sind von minderer Qualität, sie wurden entweder verfälscht oder unsachgemäß destilliert. [4,6]

Bestandteile

Abbildung: Strukturformeln und IUPAC Bezeichnungen der wirksamkeitsbestimmenden Inhaltsstoffe (-)-Linalool und (-)-Linalylacetat. (Eigene Formelzeichnung)

Das ätherische Öl wird aus den Blüten des Echten Lavendels gewonnen, die 1 bis 3 %, nach Ph. Eur. aber mindestens 1,3 %, davon enthalten. Seine Hauptkomponenten sind die Monoterpene (-)-Linalool und (-)-Linalylacetat.

  • (-)-Linalool: 20 bis 45 %
  • (-)-Linalylacetat: 25 bis 47 %
  • Campher: höchstens 1,2 %
  • 1,8-Cineol: höchstens 2,5 %
  • Limonen: höchstens 1 %
  • β-Ocimen, Terpenin-4-ol: 0,1 bis 8 %
  • β-Carophyllen
  • Lavandulylacetat

[6]

 

Monoterpene haben als Grundbaustein zwei Isopren-Moleküle, sie riechen charakteristisch aromatisch und sind die Hauptkomponenten ätherischer Öle. Sie haben auf Grund ihrer molekularen Struktur zwei verschiedene Formen, die rechtsdrehende (+)-Form (auch D-Form) und die linksdrehende (-)-Form (auch L-Form) und unterscheiden sich dadurch geruchlich voneinander. Ätherische Öle und isolierte Monoterpene müssen geschützt aufbewahrt werden, da sie licht- und oxidationsempfindlich sind. [9]

Linalool ist ein azyklischer Monoterpenalkohol, er kommt außer in Lavendel auch in Hopfen, Ingwer, Thymian, Majoran etc. vor und wird hauptsächlich als Geruchs- und Geschmacksstoff eingesetzt. Linalylacetat gehört zur Substanzgruppe der Monoterpenoidester, es hat einen charakteristisch schweren, süßlichen Geruch und wird in der Parfümerie und für Seifen und Waschmittel verwendet. [10]

Linalool und Linalylacetat sind pharmakologisch gesehen Calciumantagonisten an präsynaptischen spannungsabhängigen Calciumkanälen, dies führt zu ihrer anxiolytischen, sedativen Wirkungsweise. (-)-Linalool und (+)-Linalool weisen beide gute entzündungshemmende Effekte auf, Linalylacetat wirkt als Pro-Drug und wird in der Leber zu Linalool umgewandelt. [11,12]

In den Blüten des Echten Lavendels findet man außerdem bis zu 12 % Lamiaceengerbstoffe wie Rosmarinsäure oder Chlorogensäure und 0,35 % Flavonoide, Physosterole und Triterpene. Durch Wasserdampfdestillation kann aus ihnen das ätherische Öl gewonnen werden. [3]

Ätherische Öle sind ein komplexes Zusammenspiel einer Vielzahl an Bestandteilen, die Menge der Inhaltsstoffe kann variieren. Ausschlaggebend dafür sind beispielsweise die Wachstumsbedingungen und der genetische Aufbau der Pflanze, sowie der Prozess der Extraktion des Öles. Das macht es daher manchmal schwierig, eine Basis homogener Ergebnisse zu schaffen, Publikationen miteinander zu vergleichen und Resultate abzugrenzen.

Traditionell

Als die Technik der Wasserdampfdestillation im 15. Jahrhundert entwickelt wurde beschreib Hildegard von Bingen, dass der Dampf versetzt mit Lavendelöl gegen Kopf- und Zahnschmerzen eingesetzt wurde. Ebenso verwendete man das ätherische Öl, um aufgebrachte Kinder zu beruhigen, was von seiner leicht narkotisierenden Wirkung zeugt. Mit Beginn des 16. Jahrhunderts wurde dann der beruhigende, nervenstärkende und krampflösende Einfluss des Lavendelöls weitläufig bekannt. Lavendel diente auch bei Gallenbeschwerden und Blähungen, Hieronymus Bock beschrieb die Pflanze als diuretisch und emmenagog. Außerdem gab es Anwendungen als Heilmittel gegen Zahnschmerzen, Schwindel und Krämpfe. Bei schlecht heilenden, offenen Wunden wurden Lavendelbäder empfohlen, ebenso wie bei Hautkrankheiten und zur Beruhigung. 1938 nutzte der Arzt Gerhard Madaus das Öl des Lavendels zur Massage gegen Rheuma, Gicht, Neuralgien und Ischias. Er gab 2 – 3 Teelöffel täglich gegen Migräne, Nervosität, Schwindel, Herzrasen, nervöse Anspannung, Schwächegefühl und Stress. Ebenso verordnete er es bei Magen- Darmbeschwerden und Ödemen. Der französische Arzt Henri Leclerc empfahl die Blüten bei Asthma, Keuchhusten, Influenza und Laryngitis, er verschieb einen Aufguss von 5 Teilen Lavendelblüten und 95 Teilen Wasser, der vier Mal täglich getrunken werden sollte. [3] Lavendelblüten und das ätherische Öl des Lavendels wurden von der HMPC als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft. [4]

Verwendung

Heute wird der getrocknete Lavendel bei Unruhe und nervösen Erschöpfungs- und Spannungszuständen eingesetzt. Genauso wie das Inhalieren des Öles Kleinkindern und Säuglingen beim Beruhigen und Einschlafen helfen soll, kann es auch in der Geriatrie die Schlafdauer von PatientInnen verlängern.

 

Gesicherte Anwendungsgebiete laut ESCOP:

Unruhezustände, Erregung, Schlaflosigkeit sowie funktionelle Bauchbeschwerden. [13]

 

Zulassung laut BfArM:

Zur Besserung des Befindens bei nervöser und nervlicher Belastung. Zur Behandlung von Unruhezuständen und bei ängstlicher Verstimmung. Zur Unterstützung der Herz-Kreislauf-Funktion bei nervöser Belastung. Innerlich zur Unterstützung der Verdauungsfunktion, zur Besserung des Befindens bei Unwohlsein; äußerlich zur Unterstützung der Hautdurchblutung. [14]

 

Kommission E:

Befindlichkeitsstörungen wie Unruhezustände und Einschlafstörungen. Ebenso funktionelle Oberbauchbeschwerden wie nervöser Reizmagen, nervöse Darmbeschwerden, Roemheld-Syndrom oder Meteorismus. Zusätzlich in der Balneotherapie zur Behandlung funktioneller Kreislaufstörungen. [15]

Dosierung

Lavendelblüten

ESCOP:

1 – 2 Teelöffel (0,8 – 1,6 g) der getrockneten Blüten mit 150 ml kochendem Wasser als Infus, 3x täglich

Keine Anwendung bei Kindern unter 12 Jahren.

 

EMA:

1 – 2 Teelöffel (0,8 – 1,6 g) der getrockneten Blüten mit 150 ml kochendem Wasser als Infus.

Die Anzahl der Maximaldosen ist nicht angegeben.

 

WHO:

1 – 2 Teelöffel, der getrocknete Blüten pro Tasse, dreimal täglich.

20 – 100 g als Badezusatz in 20 Liter Wasser.

Es liegen keine Informationen über in Bezug auf Wirkungen während der Schwangerschaft, bei stillenden Müttern oder Kindern vor.

 

Tinktur

ESCOP:

1:5, 50 % Ethanol (V/V), dreimal täglich (60 Tropfen pro Tag).

 

EMA:              

1:5, 50 % Ethanol (V/V), dreimal täglich (60 Tropfen pro Tag).

 

WHO:

1:5, 60 % Ethanol (V/V), dreimal täglich 2 – 4 ml.

 

 

Lavendelöl

 

ESCOP:        

1 – 4 Tropfen (circa 20 – 80 mg) beispielsweise auf einem Zuckerwürfel.

 

EMA:

1 – 4 Tropfen (circa 20 – 80 mg) beispielsweise auf einem Zuckerwürfel.

15 – 30 ml Badezusatz (7 – 10 % ätherisches Öl (w/w) für ein 35 – 38°C Vollbad

 

 

En Badezusatz mit 5 % Lavandulae aetheroleum ist in Österreich seit 1994 auf dem Markt. Die Dosierung entspricht der deutschen Zulassung.

In Weichkapseln mit 80 mg Lavandulae aetheroleum.

Weichkapseln mit Lavandulae aetheroleum wurden 2009 in Deutschland zugelassen. Für Erwachsene über 18 Jahren lag die Dosierempfehlung bei einer Kapsel, mit dem Inhalt von 80 mg Wirkstoff pro Tag.

Keine Anwendung bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren.

 

Äußerlich:

Traditionelle direkte kutane Anwendung von Lavendelöl in verdünnten (meist 10 %igen) Zubereitungen.

2-3-mal täglich sollen 3 – 5 Tropfen des Öles auf die entsprechende Hautstelle aufgebracht werden.

Bei Babys und Kleinkindern bis zu 5 Jahren sollte das ätherische Öl nicht direkt auf die Haut aufgetragen, sondern die 10 % Zubereitung zuerst auf eine Mullbinde aufgebracht werden.

 

WHO:

1 – 4 Tropfen (circa 20 – 80 mg) beispielsweise auf einem Zuckerwürfel.

Inhalation von 0.06–0.2 ml in Wasser, dreimal täglich.

 

Aufgrund fehlender Sicherheitsdaten sollte das ätherische Öl bei Schwangeren, Stillenden oder Kindern innerlich nur unter Aufsicht eines Arztes verabreicht werden.

Es werden verschiedene Zubereitungsformen zur Herstellung unterschiedlicher Präparate wie Sedativa, Cholagoga etc. genutzt. Ätherisches Lavendelöl wird als Monopräparat bei Anspannung und inneren Unruhezuständen eingesetzt. Lavendelzubereitungen werden aber auch mit anderen Wirkstoffen in Kombination für Schmerzöle, Herzsalben, Seifen, Massageöle oder Badezusatz verwendet.

[13,16,17]

Sicherheit

Unerwünschte Wirkungen

Die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) bewertet die Nutzung von Lavendelöl und Lavendelblüten insgesamt als sicher. In klinischen Studien mit PatientInnen oder gesunden ProbandInnen, die oral mit einer Lavendelblütentinktur oder Lavendelöl entweder topisch oder durch Inhalation behandelt wurden, wurden nur wenige leichte unerwünschte Ereignisse berichtet. [15]

Es sind keine Nebenwirkungen bekannt, jedoch wird von einer Wirkungsverstärkung von Barbituraten berichtet. [3,18]

In wenigen Fällen wurde von einer Kontaktdermatitis nach Benutzung eines Lavendelkissens oder nach wiederholter Benutzung eines Massageöls, das Lavendelöl enthielt, berichtet. An dieser Stelle kann jedoch nicht ausgeschlossen werden, dass Lavandinöl anstelle von Echtem Lavendelöl verwendet wurde, das durch seinen hohen Gehalt an Campher zu Hautreizungen führen kann. [19,20]

In drei Fällen wurde von einer Gynäkomastie bei Buben zwischen 4 und 10 Jahren berichtet, die über längere Zeit Produkte verwendeten, die Lavendelöl enthielten. Die Gynäkomastie bildete sich zurück, nachdem die Benutzung lavendelölhaltiger Substanzen unterlassen wurde. [21]

In einer 2019 durchgeführten Studie wurden drei präpubertäre Mädchen und ein Junge mit Gynäkomastie und Vorgeschichten mit kontinuierlicher Exposition gegenüber lavendelölhaltigen Duftstoffen untersucht. Das Brustwachstum verschwand bei allen Patientinnen mit dem Absetzen der parfümierten Produkte.

Insgesamt ist es wichtig, dass sich Ärzte bewusst sind, dass Lavendelöl endokrine Aktivitäten besitzt, die bei der Beurteilung von vorzeitiger Brustentwicklung bei Mädchen und Gynäkomastie bei Jungen und erwachsenen Männern berücksichtigt werden sollten. Es wird jedoch nicht empfohlen, deshalb diese Produkte zu meiden, vielmehr sollte das Absetzen von Produkten mit ätherischen Ölen in Betracht gezogen werden, wenn der Verdacht einer präpubertären Gynäkomastie besteht. [22]

Es wurden bisher keine toxischen Effekte einer Überdosierung bekannt.

[3,6,13,15]

 

Der empfohlene Höchstwert für die Insektizide Aldrin und Dieldrin im Lavendelöl darf nicht mehr als 0,05 mg/kg betragen. [17]

Ätherisches Lavendelöl hat von der Food and Drug Administration den Status „Generally Recognized as Safe“ (GRAS) erhalten, es ist also bei bestimmungsgemäßer Verwendung als Lebensmittelzusatzstoff sicher.

 

 

Gegenanzeigen/Anwendungsbeschränkungen

Es gibt keine Daten zur Anwendung während Schwangerschaft und Stillzeit, ätherisches Lavendelöl sollte daher mit Vorsicht oder nur unter ärztlicher Aufsicht genutzt werden.

Die Anwendung bei Kindern unter 12 Jahren wurde ebenfalls auf Grund fehlender Daten nicht etabliert.

Kontraindikationen bestehen bei allergischen Reaktionen auf Lavendelöl oder einen Bestandteil davon und Überempfindlichkeit gegen die Wirkstoffe. [23]

 

 

Wechselwirkungen

Es sind keine Wechselwirkungen mit Arzneimitteln bekannt.  Lavendelöl scheint jedoch die Wirkung von Barbituraten zu verstärken. Der Pentobarbital-induzierte Schlafzeittest wird zur Überprüfung der hypnotischen und beruhigenden Eigenschaften von Substanzen herangezogen, insbesondere ihrer Aktivität auf das zentrale Nervensystem (ZNS). In einem In-vivo-Experiment verstärkten alle drei untersuchten Dosen (3, 10 und 30 mg/kg i.p.) von Lavendelöl die Pentobarbital-induzierte Schlafdauer in signifikanter und dosisabhängiger Weise im Vergleich zu Placebo-behandelten Versuchstieren. Lavendelöl scheint jedoch kein intrinsisches Sedativum zu sein, da die Tiere keine signifikante Veränderung in ihrer Bewegungsaktivität zeigten. Im Gegensatz zu mit Diazepam behandelten Tieren, bei denen es zu einer ausgeprägten Verringerung der Motilität kam. [18]

Da junge Frauen besonders häufig an Angst- und Unruhezuständen leiden, werden orale Kontrazeptiva und Lavendelöl möglicherweise oft gemeinsam verabreicht. Eine doppelblinde, randomisierte, zweiperiodische Crossover-Studie an gesunden, fruchtbaren, erwachsenen Frauen unter einem oralen Kombinations-Kontrazeptivum mit Ethinylestradiol 0,03 mg und Levonorgestrel 0,15 mg und einer Lavendelölzubereitung (160 mg pro Tag), zeigte keinen Einfluss auf die orale Kontrazeption. [24]

Die orale Einnahme von 160 mg Lavendelöl von gesunden Personen über einen Zeitraum von 11 Tagen hatte keinen signifikanten Einfluss auf Cytochrom P450 (CYP) 1A2, CYP2C9, CYP2D6 und CYP3A4, während der Einfluss auf CYP2C19 zwar beeinflusst zu sein schien, aber nicht als klinisch relevant angesehen wurde. [25]

Lavendelöl scheint keinen Einfluss auf die Pharmakokinetik von Coffein, Dextromethorphan, Midazolam, Omeprazol, Tolbutamid, Ethinylestradiol und Levonorgestrel zu haben. [23]

Pharmakologie

Pharmakokinetik

Linalylacetat ist ein Monoterpenoid-Ester und wird von der β-Esterase, die hauptsächlich in den Hepatozyten zu finden ist, zu Linalool metabolisiert. Aber auch bereits im Magensaft wird Linalylacetat zu Linalool hydrolysiert, welches sich teilweise zum ringgeschlossenen α-Terpineol umlagert (t1/2= > 5 min). In der Darmflüssigkeit wird Linalylacetat nur langsam hydrolysiert (t1/2=153 – 198 min). Linalool, genauso wie α-Terpineol, werden zur Ausscheidung mit Glucuronsäure konjungiert von Cytochrom-P450-Enzymen oxidiert und über den Darm, die Nieren oder die Lunge eliminiert. Es wird angenommen, dass auch die anderen Linalylester leicht zu Linalool und ihren entsprechenden Carbonsäuren hydrolysiert werden. [10]

Abbildung: Hydrolyse von Linalylacetat zu Linalool und α-Terpineol. (Eigene Formelzeichnung)

Nach einstündiger Inhalation von Lavendelöl konnten 3 ng/ml Linalool und 11 ng/ml Linalylacetat im Plasma von Versuchstieren gemessen werden, doch bereits nach 15-minütiger Exposition wurden die beiden Stoffe im Gehirn detektiert. [30]

Linalool und Linalylacetat werden auch nach topischer Applikation durch zum Beispiel Massagen schnell von der Haut absorbiert und erreichen ihre Peak-Plasma-Levels nach 19 min. Nach einer Massagebehandlung mit 1500 mg Lavendelöl, wurden Linalool Plasmaspiegel von ungefähr 100 ng/ml beobachtet. [31]

Die Terpen-Komponenten des ätherischen Öls scheinen also nach dermaler, oraler oder inhalativer Applikation rasch resorbiert zu werden. Teilweise werden sie unverändert über die Lunge wieder abgeatmet, im Stoffwechsel zu Kohlendioxid abgebaut oder in konjungierter Form über die Niere abtransportiert. [32]

In einem In-vivo-Experiment wurden Ratten intragastrisch mit (-)-Linalool, gelöst in 1 % Tween-20, in Dosen von 40, 120 und 360 mg/kg/Tag behandelt. Der Kontrollgruppe wurde ein entsprechendes Volumen an Vehikel (5 % Glukose + 1 % Tween-20, 1 ml/kg) verabreicht.  Nach 13 Tagen wurde der Einfluss einer systemischen Behandlung mit (-)-Linalool auf die metabolische Aktivität von Cytochrom P450 2A, 2B, 2C6, 2C11 und 3A in Rattenleber-Mikrosomen (RLM) analysiert. Die Behandlung mit (-)-Linalool in der Dosis von 360 mg/kg erhöhte die metabolische Aktivität von CYP2A und zeigte eine kompetitive Hemmung von CYP2C6 in Rattenleber-Mikrosomen, mit einer IC50 von 84 μM. Die in dieser Publikation geprüften Dosen waren wesentlich höher als sie im Menschen je verabreicht werden würden, daher kann davon ausgegangen werden, dass ein möglicher Einfluss von Linalool auf arzneimittelmetabolisierende Enzyme nicht klinisch relevant ist. Es gibt bis dato keine Publikationen, die den Effekt von Linalool auf CYP-Enzyme beim Menschen untersuchen. [33]

 

In-vitro-Studien

Antibakterieller Effekt

Lavendelöl wies im Plattendiffusionstest einen antimikrobiellen Effekt gegen Escherichia coli, Bacillus subtilis, Candida albicans und Staphylococcus aureus, aber nicht gegen Pseudomonas aeruginosa auf. Linalool inhibierte zwar das Wachstum von Streptococcus mutans aber mit einer minimalen Hemmkonzentration (MIC) von 1600μg/ml, was einer hohen Konzentration entspricht. [13]

Eine Untersuchung der antimikrobiellen Eigenschaften von ätherischen Ölen, isoliert aus Lavendel (Lavandula angustifolia) und Lavandin (Lavandula x intermedia) zeigte Aktivität gegen Shigella flexneri, Staphylococcus aureus, Escherichia coli und Salmonella typhimurium, während Streptococcus pyogenesis nicht empfindlich auf das ätherische Öl war. Die isolierten ätherischen Öle aus Lavendel und Lavandin zeigten sogar in Abwesenheit der Wirkstoffe Linalool und Linalylacetat signifikante bakterizide Effekte. [34]

Das Ziel einer weiteren Untersuchung war es, die Wirkungsweise des ätherischen Lavendelöls auf die antimikrobielle Aktivität gegen multiresistente Escherichia coli J53 R1 zu untersuchen, in dem es allein oder in Kombination mit dem Antibiotikum Piperacillin eingesetzt wurde. Die Ergebnisse deuteten darauf hin, dass das Lavendelöl in der Lage sei, Membranstrukturen von gramnegativen Bakterien zu stören und das Kommunikationssystem der Bakterien, das Quorum-Sensing, zu hemmen. Vor allem in Kombination mit dem Antibiotikum konnten gute bakterizide Wirkungen gegen die multiresistenten Erreger erzielt werden, was auf einen synergistischen Effekt schließen lässt. Die Zugabe von Lavendelöl zu einer antibiotischen Therapie könnte hilfreich gegen bestehende Resistenzen in Mikroorganismen sein. [35]

Klebsiella pneumoniae sind gramnegativen Stäbchen und gehöre zu den Enterobakterien. Sie sind mitunter besonders oft die Ursache für im Krankenhaus erworbene Infektionen und bakterielle Pneumonien. Lavendelöl induziert oxidativen Stress in Klebsiella pneumoniae, der ihre äußeren Membranen angreift und so zu einer Schädigung der Zellen und schließlich zum Tod führt. [36]

 

Spasmolytischer Effekt

Die pharmakologische Aktivität von Lavendelöl wurde an isolierten Organen des Meerschweinchens getestet. In einem Organbad wurden Teile des Ileums mit Acetylcholin, Histamin, Noradrenalin oder elektrischen Impulsen zur Kontraktion gebracht. Zugabe von Lavendelöl unterbrach die Kontraktionen und senkte den Muskeltonus. Die spasmolytische Wirkung konnte auch durch Zugabe zweier Adrenozeptorblocker, Phentolamin (10 mM) und Propranolol (10 mM), nicht beeinflusst werden. Extrahiertes Linalool, in einer Konzentration wie es im Lavendelöl vorkommt, erzeugte den gleichen krampflösenden Effekt. Dies deutet darauf hin, dass Lavendelöl und mindestens einer seiner Bestandteile, wie Linalool, ihre spasmolytische Wirkung über einen Anstieg des intrazellulären cyclischen Adenosinmonophosphats (cAMP) vermitteln. Die cAMP Aktivierung könnte über Rezeptorstimulation erfolgen, wahrscheinlicher ist aber eine direkte Wirkung des Lavendelöls auf die Adenylatcyclase. [37]

Durch elektrische Impulse herbeigeführte Kontraktionen am Zwerchfell von Ratten wurden von Lavendelöl, Linalool und Linalylacetat vermindert. In Abhängigkeit der Dosis zwischen 0,1 – 1000 μg/ml kann also von einer lokalanästhetischen Wirkung des ätherischen Öles ausgegangen werden. Es wird vermutet, dass diese Eigenschaft durch das Vermögen, Na+– und Ca2+-Kanäle zu hemmen, zustande kommt. [38]

Ein hydroalkoholischer Lavendelextrakt hemmte konzentrationsabhängig die Kontraktion eines Ratten-Ileums, die durch neuronale Stimulation, Acetylcholin (ACh) und Kaliumchlorid (KCl) induziert wurde. Als Vergleichsstandard wurde Loperamid verwendet, ein Opioid, dass gute spasmolytische Aktivität aufweist. Der Vergleich der Konzentrations-Wirkungs-Kurven des Lavendelextraktes mit Loperamid zeigte deutliche Ähnlichkeit. Es ist möglich, dass im Lavendel mehrere aktive Komponenten enthalten sind, von denen einige möglicherweise Muskarinrezeptoren antagonisieren und andere als Ca2+-Kanalblocker wirken. Da die Konzentration, bei der die Kontraktionshemmung eintritt, unabhängig davon ob durch ACh, KCl oder neuronale Stimulation (EFS) ausgelöst, jedoch die gleiche ist, könnte dies darauf hinweisen, dass ein weiterer intrazellulärer Mechanismus beteiligt ist, der noch untersucht werden muss. Die spasmolytische Wirkung des Lavendels konnte jedenfalls gezeigt werden. [39]

 

In-vivo-Studien

Antikonvulsiver Effekt

In einem Versuch mit Mäusen, die 15 Minuten lang Lavendelöl zur Inhalation erhalten hatten, wurden Krampfanfälle durch Pentetrazol, Nikotin, Strychnin und Elektroschocks ausgelöst. Verglichen mit der Kontrollgruppe wurden die Krämpfe, die durch geringe Dosen von Pentetrazol oder Nikotin ausgelöst werden sollten, verhindert. Gegen Strychnin konnten keine antikonvulsiven Effekte erzielt werden. Bei den durch Elektroschocks induzierten Konvulsionen, wurden nach Lavendelöl-Gabe tonische und klonische Krampfphasen reduziert. [40]

 

Sedativer Effekt

Die Motilität von 6 Monate alten weiblichen Mäusen sank signifikant, nachdem sie Lavendelöl oder seine Hauptkomponenten Linalool und Linalylacetat zur Inhalation erhalten hatten. Nachdem die Mäuse in zwei Tests 60 Minuten lang den Dämpfen ausgesetzt waren, reduzierte sich ihre Bewegungsaktivität im Vergleich zur Kontrollgruppe um 43 % vs. 78 % unter Lavendelöl, um 15 % vs. 73 %, unter Linalool und um 35 % vs. 69 % unter Linalylacetat. Die gemessene Erhöhung der Motilität von 60 % nach einer Injektion von Coffein (0,1 %, 0,5 ml i.p.) konnte auf 5 %, 26 % und 32 % reduziert werden. [41]

In vier Experimenten wurde festgestellt, dass Lavendelöl im Open-Field-Modell einerseits anxiolytische, andererseits in hohen Dosen, auch sedative Effekte auslösen kann. Chlordiazepoxid (CDP, 10 mg/kg KG i.p.) wurde als Referenz-Anxiolytikum im Open-Field-Test verwendet. Nach Lavendelöl Exposition (0,1 – 1,0 ml) für 30 min (Experiment 1) und einer Stunde (Experiment 2), teils vor dem Open-Field-Test, teils währenddessen, wurde eine signifikante Reduktion der Bewegungen dokumentiert. [42]

 

Antiinflammatorischer und analgetischer Effekt

In einer Studie zur lokalen antiinflammatorischen Wirkung von Lavendelöl wurde, 30 Minuten vor Induktion eines Ohr-Ödems bei Mäusen durch 12-O-Tetradecanoylphorbol-13-acetat, Linalool lokal appliziert und konnte die Ödem-Bildung zu 30 % verhindern (p < 0,01). [43]

Zur Untersuchung des entzündungshemmenden Effekts von Lavendelöl wurden Schwellungen der Ohren von Mäusen durch die Standard-Substanz 48/80 induziert (200 μg/Ohr intradermal). Wenn zuvor mit Lavendelöl topisch oder intradermal in den Konzentrationen 1:100, 1:10 oder 1:1 verdünnt mit 70 % Ethanol vorbehandelt worden war, konnte die Schwellung unterbunden werden. [44]

Die antiinflammatorische Aktivität wurde außerdem anhand der Hemmung eines Carrageen-induzierten-Ödems der Hinterpfoten von Ratten getestet. Nach drei Stunden hemmte (-)-Linalool bei 25 mg/kg Körpergewicht 28 % der Ödeme, 50 mg/kg hemmten 29 % und 75 mg/kg 33% (p < 0,01, p < 0,01, p < 0,005). Das Racemat (+/-)-Linalool hemmte die Ödem-Bildung bei 50 mg/kg zu 51 % und bei 75 mg/kg zu 38 %, nicht aber bei 25 mg/kg (p < 0,05, p < 0,05).

Unter Linalylacetat kam es bei 64 mg/kg und 96 mg/kg zu einer Hemmung von 40 % und 36 %, nicht aber bei 32 mg/kg (p < 0,01, p < 0,05). Die Ergebnisse zeigten, dass Linalool und sein korrespondierender Essigester Linalylacetat eine große Rolle in der entzündungshemmenden Aktivität des ätherischen Öls spielen. [11]

Die topische Anwendung von Lavendelöl (0,25 mg, 0,5 mg und 1 mg pro Ohr) bei Mäusen, an denen durch Crotonöl Ohr-Ödeme induziert wurden, reduzierte die Myeloperoxidase-Aktivität und die Stickoxid-Produktion. Die durch Carrageen induzierten Pfoten-Ödeme konnten durch Lavendelöl Behandlung in Dosen von 75 mg/kg, 100 mg/kg und 250 mg/kg KG reduziert werden. Zusammenfassend konnte der akute entzündungshemmende Effekt von Lavendelöl bestätigt werden. [45]

Klinische Studien
Zerebrale Bioverfügbarkeit

Die zerebrale Bioverfügbarkeit des Lavendelöls wurde durch die nicht-invasive, standardisierte Methode der quantitativen Pharmako-Elektroenzephalographie (qEEG) beurteilt. Dafür wurden 24 gesunden Freiwilligen in einer doppelblinden, placebokontrollierten, Crossover-Studie, in einer von drei randomisierten Sequenzen einmalige und wiederholte Dosen von 160 mg/d und 80 mg/d Lavendelöl-Kapseln und Placebo verabreicht. Behandlungsphasen von 14 Tagen wurden durch 14-tägige Washout-Perioden getrennt. qEEGs wurden unter den Bedingungen „Augen offen“, „Augen geschlossen“ sowie während der Durchführung dreier verschiedener kognitiver Aufgaben nach 0, 1, 2, 3 und 4 Stunden nach der Medikamentenverabreichung am ersten (Einzeldosis-Assessment) und letzten Tag jeder Behandlungsperiode (Repetitive-Dose-Assessment) durchgeführt. Die Studie zeigte, dass Lavendelöl eine objektiv nachweisbare Wirkung im menschlichen Gehirn hat. Die auffälligste funktionelle Veränderung war ein Anstieg der Leistung im α1-Bereich, während der wiederholten Verabreichung, der bis zum Ende der qEEG-Aufzeichnungen (4 Stunden nach der Verabreichung) anhielt.  Erhöhte α-Aktivität des Gehirns wird mit einem Zustand entspannter Wachheit in Verbindung gebracht. In der Psychotherapie wurde α-Biofeedback erfolgreich bei der Behandlung von Angststörungen durch Erhöhung der α-Spektralleistung eingesetzt. Die Studie bewies, dass Bestandteile des Lavendelöls die Blut-Hirn-Schranke überwinden und im Gehirn funktionelle Veränderungen auslösen können. Diese Beobachtungen stehen im Einklang mit der nachgewiesenen klinischen Wirksamkeit von Lavendelöl als Anxiolytikum. [51]

 

Anxiolytischer Wirkmechanismus

Zwischen September 2004 und April 2005 wurden 233 mitteleuropäische PatientInnen, die an Angststörungen litten, in eine randomisierte, doppelt-verblindete, placebokontrollierte Studie inkludiert. 216 wurden randomisiert und in 27 Praxen in Deutschland behandelt, wo sie entweder einmal täglich 80 mg Lavendelöl oder ein Placebo erhielten. Die Placebo-Kapseln wurden an den Geschmack und Geruch der Lavendelöl-Kapseln angepasst. Die StudienteilnehmerInnen waren zwischen 18 und 65 Jahre alt und litten unter anderem an generalisierten Angststörungen, Phobien wie Sozialphobien, Anpassungsstörungen, Angststörungen gemischt mit Depression oder Anorexia nervosa. Zusätzlich wurden noch die daraus resultierenden Schlafstörungen miteinbezogen. Die Behandlung wurde über zehn Wochen durchgeführt, wobei alle zwei Wochen ein Arztbesuch angeordnet wurde. Zur Beurteilung wurden die Hamilton Anxiety Scale (HAMA) mit ≥ 18 Gesamtpunkten und der Pittsburgh Sleep Quality Index (PSQI) mit > 5 Punkten definiert. PatientInnen, die mit Lavendelöl behandelt wurden, zeigten eine Abnahme der Gesamtpunkte von 16,0 ± 8,3 Punkten (59,3 %) für HAMA und 5,5 ± 4,4 Punkten (44,7 %) für PSQI (Mittelwert ± Standardabweichung). Im Vergleich hatte die Placebogruppe einer Reduktion von 9,5 ± 9,1 Punkten (35,4 %) bei HAMA und 3,8 ±4,1 Punkten (30,9 %) bei PSQI (p < 0,01, Intention-to-treat-Gruppe (ITT)). Lavendelöl war dem Placebo bei den Gruppen der „Responder“ (76,9 zu 49,1 %, p < 0,001) und der „Remitter“ (60,6 zu 42,6 %, p = 0,009) überlegen. Die Lavendelölzubereitung hatte einen signifikant positiven Einfluss auf die Qualität und Dauer des Schlafes der PatientInnen und erhöhte das psychische Wohlbefinden, ohne unerwünschte sedierende Nebenwirkungen auszulösen. Ein klinisch bedeutender anxiolytischer Effekt und eine Verbesserung der mit Angststörungen zusammenhängenden Schlafstörungen konnte erzielt werden. [52]

In einer randomisierten, geclusterten Studie wurde die ängstliche Unruhe von PatientInnen, die im Wartezimmer eines Zahnarztes auf ihren Termin warteten, erhoben. Der Raum wurde für die Prüfgruppe mit ätherischem Lavendelöl bedampft und während der Wartedauer wurden Fragebögen ausgeteilt um Informationen über Alter, Geschlecht, Allergien, Dentalhygiene und zusätzlich Zahnschmerzen, Bohrungen, und Einstellung gegenüber dem Zahnarztbesuch zu sammeln. Die Anspannung der PatientInnen wurde über die Modified-Dental-Anxiety-Scale (MDAS) und der aktuelle Angstzustand über den State-Trait-Anxiety-Indicator (STAI-6) bewertet. Es wurde, über einen Zeitraum von vier Wochen, jede zweite Woche Lavendelduft im Vorzimmer der Arztpraxis versprüht. Die Analyse der Ergebnisse zeigte dass, obwohl beide Gruppen durchschnittlich nur moderate generelle Angst vor dem Zahnarztbesuch hatten (MDAS F(1/338)= 2,17, p > 0,05), bei der Lavendelgruppe eine niedrigere aktuelle Angst und Anspannung zu sehen war (STAI: F(1,338) = 74,69, p < 0,001). Die Angst vor zukünftigen Zahnarztbesuchen schien unverändert zu sein, doch die akute Angst im Wartezimmer konnte durch den Lavendelduft gelindert werden. Da keine Kontrollgruppe mit einer anderen Duftnote hinzugezogen wurde, konnte nicht genau abgeklärt werden, ob die gesenkte Angstempfindung tatsächlich vom Lavendelduft, oder nur von der Überdeckung der üblichen Gerüche in der Zahnarztpraxis, kam. [53]

In einer doppelblinden, multizentrischen Studie wurde das Benzodiazepin Lorazepam mit einem pflanzlichen Arzneimittel aus Lavendelöl zur Behandlung generalisierter Angststörungen verglichen. 77 PatientInnen im Alter von 18 bis 65 Jahren, mit einer diagnostizierten generalisierten Angststörung (GAS), wurden ausgewählt. Alle TeilnehmerInnen mussten einen Hamilton-Anxiety-Scale-Score (HAMA) von ≥ 18 Punkten und ängstliche Stimmungs- und Anspannungswerte von ≥ 2 Punkten haben. Während der Screening-Woche erhielten alle zunächst nur das Placebo, um den Plasmaspiegel der möglicherweise davor konsumierten Medikamente zu senken. Nach dieser Washout-Phase nahmen die ProbandInnen sechs Wochen lang entweder einmal täglich 80 mg Lavendelöl und ein Lorazepam-Placebo (Prüfgruppe) oder einmal täglich 0,5 mg Lorazepam und ein Lavendelöl-Placebo (Kontrollgruppe) ein. Der mittlere HAMA-Score sank signifikant in beiden Gruppen, in der Prüfgruppe um 11,3 + 6,7 Punkte (45 %) und in der Kontrollgruppe um 11,6 + 6,6 Punkte (46 %). Lorazepam und Lavendelöl zeigten auch bei den anderen miteinbezogenen Bewertungssystemen wie Self-rating-Anxiety-Scale (SAS), Penn-State-Worry-Questionnaire (PSWQ-PW), Health-survey-Questionnaire (SF-36) und Clinical-Global-Impressions-of-severity-of-disorder (CGI item 1, CGI item 2, CGI item 3) und dem Schlaf-Tagebuch, vergleichbare positive Effekte. Die Sicherheit und Effizienz von Lavendelöl konnte bestätigt werden. [54]

In einem Phase II Trial wurden die Effekte von Lavendelöl auf PatientInnen mit Neurasthenie, post-traumatischem-Stress-Syndrom (PSS) oder somatoformen Störungen untersucht. Zur Auswertung der Ergebnisse wurden die Symptom-Checklist-90-Revised (SCL-90-R), die Zerssen-Depression-Scale (D-S), der SF-36 und ein Schlaftagebuch herangezogen. 47 PatientInnen erhielten, über einen Zeitraum von sechs Wochen, einmal täglich 80 mg Lavendelöl und konnten in die Auswertung eingeschlossen werden. Die PatientInnen litten an Rastlosigkeit (96 %), depressiver Verstimmung (98 %), Schlafstörungen (92 %) oder Angst und innerer Unruhe (72 %). Davon zeigten jeweils 51 % bis 62 % Verbesserungen während der Behandlung (p < 0,001). Bei allen TeilnehmerInnen sanken der D-S-Score um 32,7 % und der SCL-90-R um 36,4 % verglichen mit der Baseline (p < 0,001), während der SF-36-Score sich um 48,2 % steigerte (p < 0,001). Die nächtliche Aufwach-Frequenz (p = 0,002), Aufwach-Dauer (p < 0,001) und Morgenmüdigkeit (p = 0,005) wurden reduziert und Schlafqualität (p = 0,018) und Stimmung (p = 0,03) verbesserten sich. PatientInnen, die an Neurasthenie und PSS litten, zeigten vergleichbare Verbesserungen. Nebenwirkungen waren hauptsächlich gastorintestinale Beschwerden, die aber als leicht oder moderat eingestuft wurden. [55]

Die anxiolytische Effektivität von Lavendelöl gegenüber dem Serotonin-Wiederaufnahmehemmer Paroxetin wurde an 539 Erwachsenen mit generalisierter Angststörung (GAD) überprüft. Gemessen wurde die Reduktion des HAMA nach zehn Wochen. Die TeilnehmerInnen erhielten jeweils einmal täglich entweder 160 mg oder 80 mg des Lavendelöls, 20 mg Paroxetin oder das Placebo. Am Ende der Studie verringerte sich der HAMA-Gesamtscore unter Lavendelöl 160 mg/d um 14,1 ± 9,3 Punkte, unter Lavendelöl 80 mg/d um 12,8 ± 8,7 Punkte, unter Paroxetin um 11,3 ± 8,0 Punkte und unter Placebo um 9,5 ± 9,0 Punkte (Mittelwert ± Standardabweichung). Lavendelöl war dem Placebo in beiden Konzentrationen überlegen (p < 0,01), während Paroxetin gesamt nur tendenziell Richtung Signifikanz zeigte (p = 0,10). Der Unterschied zwischen Paroxetin und Placebo war ausgeprägter (p < 0,01). In der Lavendelöl-160 mg/d-Gruppe zeigten 73/121 PatientInnen (60,3 %) eine Reduktion des HAMA-Gesamtscores um über 50 % des Ausgangswertes und 56 (46,3 %) hatten am Behandlungsende einen Gesamtscore <10 Punkten, verglichen mit 70/135 (51,9 % HAMA-Reduktion) und 45 (33,3 % <10 Punkte) für Lavendelöl 80 mg/d. Unter Paroxetin waren es 57/132 (43,2 % HAMA-Reduktion) und 45 (34,1 % <10 Punkte) und 51/135 (37,8 % HAMA Reduktion) und 40 (29,6 % <10 Punkte) unter Placebo. Darüber hinaus zeigte Lavendelöl eine ausgeprägte antidepressive Wirkung und verbesserte die allgemeine psychische Gesundheit und die gesundheitsbezogene Lebensqualität. Die unerwünschten Nebenwirkungen unter Lavendelöl waren vergleichbar mit Placebo und niedriger als für die aktive Kontrolle Paroxetin. Die Studie demonstrierte, dass die Einnahme eines Lavendelöl-Präparates in einer täglichen Dosis von 160 mg oder 80 mg, die Kardinalsymptome der Angst bei PatientInnen, die an GAD leiden, wirksam reduzieren kann. [56]

In einer placebokontrollierten, randomisierten, doppelblinden, Crossover-Studie, wurden die Effekte von Lavendelöl an Serotonin-Rezeptoren (5-HT1A-Rezeptoren) mit Hilfe von Neuroimaging untersucht. Dafür wurden 17 gesunde Männer ausgewählt, Frauen wurden ausgeschlossen da es bei der Bindung an Serotonin-Rezeptoren geschlechtsspezifische Unterschiede zu geben scheint. Die Versuchspersonen unterzogen sich zwei Positron-Emission-Tomographie-Messungen (PET). Sie erhielten eine radioaktiv markierte Substanz zur Untersuchung und nahmen danach für mindestens 8 Wochen 160 mg Lavendelöl oder ein Placebo ein. Zusätzlich wurden Magnetresonanz (MRI) und Voxel-basierte-Morphometrie zur Bildgebung durchgeführt, um die Effekte an der Mikrostruktur der grauen Substanz zu untersuchen. Es wurde gezeigt, dass im Vergleich zum Placebo, nach täglicher Aufnahme von Lavendelöl, die Bindung an Serotonin-Rezeptoren abnahm. Dies könnte der hauptsächliche Mechanismus in der therapeutischen Wirkung bei anxiolytischen und antidepressiven Behandlungen mit Lavendelöl sein. Da mit dem MRI keine strukturellen Veränderungen erfasst werden konnten ist davon auszugehen, dass die Abnahme mit der Bindungsaffinität oder Expression des Rezeptors zusammenhängt. Daraus wurde geschlossen, dass Veränderungen am serotonergen-System, genauer gesagt am 5-HT1A-Rezeptor, der anxiolytischen Wirkung von Lavendelöl zuzuschreiben sind. In den vorderen und hinteren Hirnwindungen, dem Hippocampus und dem cingulären-Cortex, die bei der Entstehung von Angststörungen eine wichtige Rolle spielen, wurde die Bindung an 5-HT1A-Rezeptoren signifikant verringert. Dies könnte zu einer Erhöhung extrazellulärer Serotoninlevels führen. Am Volumen der grauen Substanz wurden keine Veränderungen gefunden. [57]

2016 wurde eine randomisierte placebokontrollierte Studie durchgeführt, die Aufschluss über die Effizienz eines pflanzlichen Arzneistoffes mit Lavendelöl gegen Depression und Angststörungen geben sollte. 318 PatientInnen zwischen 18 und 65 Jahren, die an Mixed-anxiety-and-depressive-disorder (MADD) litten und auf der HAMA-Scale ≥ 18 Punkte hatten, wurden randomisiert und erhielten 70 Tage lang einmal täglich eine Kapsel Lavendelöl (80 mg, n = 160) oder das Placebo (n = 158). Hauptaugenmerk wurde auf Veränderungen des HAMA-Scores und der Montgomery-Asberg-Depression-Rating-Scale (MADRS) gelegt. Der HAMA-Score sank in der Lavendelöl Gruppe um 10,8 ± 9,6 Punkte und um 8,4 ± 8,9 Punkte in der Placebogruppe (p < 0,01). Auf der MADRS sank der Durchschnittswert um 9,2 ± 9,9 Punkte unter Lavendelöl und 6,1 ± 7,6 Punkte unter Placebo (p < 0,001). Die PatientInnen der Verum-Gruppe zeigten eine insgesamt höhere Verbesserung der klinischen Ergebnisse und berichteten zudem vermehrt von gesteigerter Lebensqualität und erhöhtem Wohlbefinden. Als einzige Nebenwirkung des Lavendelöls wurde vermehrtes Aufstoßen angegeben. [58]

Die Hypothese, dass die Inhalation von Lavendelöl vor oralen chirurgischen Eingriffen Angstzustände reduzieren und die intra- und postoperativen Vitalparameter (Blutdruck, Atemfrequenz, Herzfrequenz und Sättigung) beeinflussen kann, sollte anhand einer klinischen Studie mit 126 TeilnehmerInnen verifiziert werden. PatientInnen, die gemäß dem Dental-Anxiety-Questionnaire (DAQ) unter Zahnarztangst litten, wurden in die Studie aufgenommen. Sie unterzogen sich einer Weisheitszahnentfernung unter Lokalanästhesie und wurden nach dem Zufallsprinzip der Lavendelöl- und der Kontrollgruppe zugewiesen. Die Angsttests MDAS und State-Trait-Anxiety-Inventory-State-Scale (STAI-S) wurden vor und nach der Operation durchgeführt. Die MDAS- und STAI-S-Tests sind häufig verwendete Instrumente zur Beurteilung der Stimmung in Zahnarztpraxen und der Zahnarztangst. Die Schmerzintensität wurde mit einer visuellen Analogskala (VAS) gemessen. Die präoperativen Angstwerte waren in beiden Gruppen ähnlich. In der Lavendelöl-Gruppe wurden postoperativ signifikante Veränderungen des Blutdrucks beobachtet (p < 0,05). Die meisten (79,4 %) der PatientInnen in der Lavendelöl Gruppe genossen den Duft, 89,68 % waren mit ihrer Erfahrung zufrieden und 97,62 % gaben an, dass sie bei Bedarf dieses Verfahren bevorzugen würden. Die postoperativen Testergebnisse zeigten eine signifikante Abnahme der Angstwerte in beiden Gruppen, die postoperativen Schmerzwerte waren ebenfalls in beiden Gruppen ähnlich. In der Lavendelöl-Gruppe kam es jedoch zu einer statistisch signifikanten Verbesserung der Vitalwerte, wie Senkung des Blutdrucks, was auf eine Verringerung von Angstzuständen hinweist. [59]

 

Erhöhung des Melatonin-Spiegels

Die Lebensqualität hängt, neben vielen anderen Faktoren, vor allem im fortgeschrittenen Alter, zunehmend von der Qualität des Schlafes ab. Schlechter Schlaf kann zu systemischen und physiologischen, insbesondere aber zu kognitiven Veränderungen führen. Melatonin, allgemein bekannt als das Schlafhormon, reguliert den zirkadianen Zyklus und ist mit den Tag-Nacht-Phasen verbunden, die direkt die Schlafinduktion beeinflussen. Seine Produktion nimmt allmählich ab, bis es im Alter nur mehr zu einer minimalen Sekretion kommt. In einer Studie sollten die Auswirkungen der Inhalation von Lavendelöl auf den Melatonin-Spiegel anhand einer geriatrischen Population untersucht werden. Bei 67 Personen, die mindestens 60 Jahre alt waren, wurde der Melatonin-Spiegel im Serum vor und nach acht dreißigminütigen Lavendelöl-Aromatherapie-Sitzungen gemessen, die innerhalb von acht Wochen stattfanden. Nach der Intervention kam es zu einem signifikanten Anstieg der Melatonin-Spiegel in der Gesamtpopulation (102,3 ± 33,4 vs. 132,5 ± 42,3 (pg/ml) p = 0,000004). Es gab signifikante Unterschiede in den Prä-Test- und Post-Test-Phasen bei den Frauen (n = 37) und Männern (n = 30), die als separate Gruppen gemessen wurden (p = 0,00005 und p = 0,026), obwohl sie Anfangs ähnliche Ergebnisse hatten (p = 0,64). Die Aromatherapie mit ätherischem Lavendelöl begünstigt bei älteren erwachsenen Frauen und Männern in ähnlicher Weise einen Anstieg des Melatonin-Spiegels im Blut. [60]

 

Migräne Kopfschmerz

47 PatientInnen im Durchschnittsalter von 30 Jahren mit der Diagnose Migräne-Kopfschmerz nach der Klassifikation der International-Headache-Society, wurden in einer klinischen Studie untersucht. In der Fallgruppe rieben die PatientInnen bei Kopfschmerzen 2 – 3 Tropfen des ätherischen Lavendelöls auf ihre Oberlippe und inhalierten 15 Minuten lang den Dampf. Die Personen in der Kontrollgruppe folgten der gleichen Prozedur, außer dass sie sich geruchloses Paraffinöl auf die Oberlippe rieben. Danach bewerteten alle den Schweregrad ihrer Kopfschmerzen in dreißigminütigen Intervallen bis zu einer Gesamtzeit von zwei Stunden anhand der Visuellen Analogskala Skala (VAS; 0 = Kein Schmerz, 10 = Starker Schmerz). Die mittlere Reduktion der VAS-Werte in der Fallgruppe betrug 3,6 ± 2,8, in der Kontrollgruppe nahmen sie um 1,6 ± 1,6 Punkte ab (p < 0,0001). Von 129 Kopfschmerzattacken in der Lavendelölgruppe sprachen 92 ganz oder teilweise auf die Behandlung an. In der Kontrollgruppe waren es nur 32 von 68 Personen mit Kopfschmerzattacken (p = 0.001). Die Inhalation von ätherischem Lavendelöl könnte eine wirksame und sichere Behandlungsoption akuter Migräne-Kopfschmerzen sein. Eine Limitation der Studie war jedoch, dass durch den starken Geruch des Lavendelöls im Gegensatz zum Paraffinöl eine Verblindung nicht gewährleistet war. [61]

 

Kinder

Nicht-invasive-Maßnahmen zur Beruhigung von Kindern in Arztpraxen sind von Vorteil für das behandelnde Personal, PatientInnen und Eltern. Gegenstand dieser Studie war es die Wirkung der Inhalation von Lavendelöl auf die Schmerzintensität beim Einsetzen eines intravenösen Katheters bei Vorschulkindern zu beurteilen. 60 Kinder wurden in zwei Gruppen zu je 30 eingeteilt. 20 min vor der Venenpunktion inhalierte die Aromatherapiegruppe 5 Tropfen ätherisches Lavendelöl, während die Kontrollgruppe destilliertes Wasser inhalierte. Eine Verblindung der Maßnahmen konnte im Zuge der Aromatherapie nicht gewährleistet werden.  Die Schmerzintensität wurde mittels OUCHER-Skala 10 min nach Setzung des Katheters gemessen. Die OUCHER-Schmerz-Skala besteht aus 6 Bildern, die Gesichter von Kindern zeigen, die eine Vielzahl von Schmerzintensitäten darstellen und in Werte von 0, 20, 40, 60, 80 und 100 umgewandelt werden können. Die Kinder geben ihre Schmerzintensität basierend auf den Kindergesichtsbildern an. Der Mittelwert der Schmerzintensität zwischen der Aromatherapie- und der Kontrollgruppe war signifikant im sofortigen Unterschied (p = 0,002), sowie 5 min (p = 0,001) und 10 min (p = 0,01) nach dem Einsetzen des intravenösen Katheters. Basierend auf den Ergebnissen dieser Studie, könnte diese Methode als eine praktikable, sichere und kostengünstige Methode zur Verringerung der Schmerzintensität beim Legen eines intravenösen Katheters durch Pflegepersonal, ÄrztInnen und anderen Mitgliedern von Behandlungsteams angewendet werden. [62]

Zahnarztangst entwickelt sich meist im Kindes- und Jugendalter. Eine randomisierte, kontrollierte, klinische, Crossover-Studie zur Bewertung der Wirkung von ätherischem Lavendelöl als Aromatherapie bei Kindern wurde in einer Zahnarztpraxis durchgeführt. Nach der Inhalation wurden Speichel-Cortisol, Pulsfrequenz und Schmerzempfindung als Indikatoren für die Angst des Kindes während des Eingriffs gemessen. 24 Kinder zwischen 7 und 9 Jahren wurden in zwei Gruppen geteilt, die Interventionsgruppe erhielt eine Aromatherapie mit ätherischem Lavendelöl, während die Kontrollgruppe keine Aromastoffe bekam. Bei beiden Gruppen wurden zahnärztliche Behandlungen einschließlich Narkoseinjektion und Bohren durchgeführt. Um das Angstniveau der Kinder zu bewerten wurde, während der Injektion in beiden Sitzungen, die Gesichtsbewertungsskala (FRS) verwendet. Die Lavendel-Aromatherapie konnte bei Kindern sowohl die Zahnarztangst als auch die erlebten Schmerzen in zahnärztlicher Umgebung verringern. Der Speichel-Cortisol-Wert sank um 8,01 ± 0,92 nmol/l, die Pulsfrequenz nahm um 11,17 ± 1,28 bpm ab und der FRS-Score minderte sich um 2,00 ± 0,41 (p < 0,001). Die Verblindung konnte jedoch auch in dieser Studie nicht gewährleistet werden. [63]

An einer ähnlich aufgebauten Studie im gleichen Jahr nahmen 126 Kinder im Alter zwischen 6 und 12 Jahren teil, die sich einer Zahnextraktion unterziehen mussten. Die Kinder in der Lavendelgruppe inhalierten vor den Eingriffen 3 min lang 100%iges Lavendelöl, die Kinder in der Kontrollgruppe erhielten keine vorherige Behandlung. Die psychologischen Beurteilungen erfolgten mittels Face-Image-Scale (FIS), Face-Legs-Activity-Cry- Consolability (FLACC) und der Wong-Baker-Schmerzbewertungsskala (WBS). Nach der Inhalation, der Anästhesie und der Zahnextraktion, zeigte die Lavendelgruppe signifikant niedrigere Angst- und Schmerz-Scores nach Abschluss der Zahnextraktion (p < 0,05). Außerdem wurden auch signifikant niedrigere Blutdruckwerte und ein signifikanter Pulsfrequenzabfall nach der Inhalation in der Lavendelgruppe festgestellt. Ein statistisch signifikanter Anstieg der Herzfrequenz wurde nach der Narkosespritze und der Zahnextraktion in der Kontrollgruppe beobachtet (p < 0,05). Folglich kann bei angstbedingten Anspannungen und Operationen Lavendelöl routinemäßig als beruhigendes Mittel in der klinischen Praxis der Kinderzahnheilkunde eingesetzt werden. [64]

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